Nebel Karriereberatung

Blog "CEO-Bewerbung"

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Job-Auswahl mit Kopf, Herz und Bauch

Es passiert für meinen Geschmack noch immer zu häufig: „Das war der falsche Job für mich!“ Trotz mehrerer Gesprächsrunden ist die falsche Entscheidung getroffen worden. Nun steht eine kurze Station im CV, und die Sorge macht sich breit, dass sich ein solcher Fehlgriff wiederholen könnte. Was tun? Vorher rausfinden, was einen nachher erwartet!

Ein Fehlgriff entpuppt sich oft schon nach kurzer Zeit als solcher, meist nach zwei bis vier Wochen. Meistens passt der Führungsstil oder die Unternehmenskultur überhaupt nicht. Oder es kommen Fakten ans Licht, die vorher nicht zu sehen waren, die aber einen großen negativen Einfluss haben. Die Stelle in der Probezeit zu beenden, fühlt sich oft wie Scheitern an. Sich (erneut) auf die Suche zu begeben fällt den wenigsten leicht. Und die Ausgangssituation hat sich oft noch etwas verschlechtert. Denn der Zeitdruck ist größer: Kündigen Sie in der Probezeit, bedeutet das meist, nur noch zwei bis vier Wochen Gehalt zu bekommen, und fast immer, erst einmal arbeitslos zu werden. Trotz dieser unangenehmen Rahmenbedingen sollten Sie die Ruhe bewahren und unbedingt eine erneute Fehlentscheidung vermeiden. Gehen Sie so strukturiert wie möglich an die neue Suche und Auswahl.

>> Suchfeld definieren

Haben Sie vor der Entscheidung für den (Fehlgriff-)Job Ihr Suchfeld so genau wie möglich definiert? Also festgelegt, was Ihnen inhaltlich, strukturell und persönlich wichtig ist, wenn Sie sich beruflich verändern. Das können Sie ganz pragmatisch in einer Liste festlegen. Beantworten Sie sich diese Fragen:

Nehmen Sie noch weitere Fragen oder Themen auf, die für Ihre berufliche Entscheidung wichtig sind.

Stellen Sie sich vor, Sie wollen ein Haus mieten. Dann würden Sie vorher auch überlegen und festlegen, was dieses Haus erfüllen sollte: Größe, Aufteilung, Lage, Zustand, Preis, Infrastruktur, usw. Einen neuen Job zu suchen und auszuwählen ist genauso wichtig, wie die Suche und Wahl eines Hauses. Also seien Sie auch genauso sorgfältig!

>> Informationen sammeln

Meist fehlen für eine kluge Entscheidung noch wichtige Informationen. Bleiben wir beim Hausvergleich: Sie haben das Haus besichtigt und sich spontan in dieses verliebt. Genau deshalb sollten Sie jetzt weitere Fakten sammeln: Schäden an der Bausubstanz, Alter der Heizung, Anbindung an Schulen, Bauvorhaben im direkten Umfeld, usw. Sie sammeln Informationen, die Ihre Entscheidung versachlichen und mögliche parallele Angebote vergleichbar machen. Genau so sollten Sie die Job-Entscheidung angehen. Egal wie sympathisch Sie Ihren Gesprächspartner fanden, egal wie überzeugend die Geschäftsführerin das Geschäftsmodell präsentiert hat, egal wie modern das Firmengebäude gestaltet ist: sammeln Sie weitere Fakten. Auch hier hilft eine Liste mit wichtigen Punkten weiter:

Sie werden nicht auf jede Frage eine Antwort bekommen oder Information finden. Versuchen Sie, viele Fakten zu bekommen, damit Sie ein möglichst umfassendes Bild des Unternehmens bekommen. Dabei hilft übrigens auch, mit mehreren Personen zu sprechen und nicht nur mit dem HR-Verantwortlichen. Sprechen Sie auf jeden Fall auch mit Ihrer potenziellen Vorgesetzten.

Finden Sie zudem so viel wie möglich über die konkrete Stelle raus. Klären Sie die konkrete Stellenbeschreibung, notwendige mitzubringende Erfahrungen und Kompetenzen, Erwartungen an Sie, zu erfüllende Ziele, Berichts- und Entscheidungswege, Gestaltungsspielräume und Einfluss auf die Teamgestaltung.

Schauen Sie an dieser Stelle des Prozesses auf die Kriterien in Ihrem Suchfeld. Können Sie mit den vorliegenden Informationen alle Kriterien mit „Leben füllen“? Oder fehlt noch etwas? Dann sammeln Sie weiter, um auch diese „Lücken“ zu füllen. Natürlich können Sie nicht in die Zukunft blicken. Dennoch können Sie sich so gut über das neue Unternehmen und die neue Position informieren wie möglich. Die Devise lautet: Vorher rausbekommen, was Sie nachher erwartet. Die beste Möglichkeit dafür sind viele aktiv mitgesteuerte, persönliche Gespräche mit Unternehmensvertreterinnen und -vertretern. Diese Gespräche lassen sich nicht ersetzen. Auch der Auswahlprozess verrät viel über die Unternehmenskultur und liefert Indizien für den späteren Gestaltungsspielraum. Außerdem sagt der Arbeitsvertrag häufig mehr als Sie denken (siehe meinen Blogbeitrag. Profis erkennen sehr schnell, ob er wirklich ausgewogen ist oder sehr einseitig und restriktiv, was von einer schlechten Vertrauenskultur zeugt.

>> Entscheidungsmatrix erstellen

Fassen Sie nun alles, was Ihnen wichtig ist und was Sie erfahren haben, in einer Entscheidungsmatrix zusammen. Dokumentieren Sie zu jedem Kriterium Ihres Suchfeldes die entsprechenden Fakten zum Unternehmen und der Stelle. Falls Sie mehrere Jobs zur Auswahl haben, bekommt jeder eine eigene Spalte. So wird es übersichtlich und vor allem die Jobs vergleichbar.

Schließlich sollten Sie Ihre Such- und Job-Kriterien priorisieren. Nicht jedes Kriterium wird Ihnen gleich wichtig sein. Also vergeben Sie Bewertungen, z.B. Noten, Punkte oder Plus-Null-Minus. Damit können Sie eine mathematische Entscheidungsgrundlage erstellen, die zugleich Ihre persönlichen Präferenzen einkalkuliert.

Doch nicht immer gewinnt der Job mit der höchsten Punktzahl oder den meisten Plus-Zeichen. Nachdem Sie mithilfe der Entscheidungsmatrix den Kopf haben sprechen lassen, verhilft Ihnen Ihre Intuition am Ende mit größerer Wahrscheinlichkeit zum Durchbruch. Und Intuition - also Herz und Bauch - ist aus wissenschaftlicher Sicht nichts Esoterisches, sondern das Ergebnis der inneren Verrechnung all der bewusst und unbewusst wahrgenommen Eindrücke. Mit einer Bauchentscheidung greifen Sie, wie bei rationalen Entscheidungen auch, auf angesammeltes, in diesem Fall gefühltes Wissen zurück. Die kluge Job-Entscheidung ist also die Kopf-Herz-Bauch-Entscheidung!