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Demotivation, Degradierung und Dissonanz im Job – Wann ist es Zeit für einen Job-Wechsel?

von Nane Nebel

 

Wann würden Sie Ihren Job wechseln? Die meisten von Ihnen würden wahrscheinlich antworten: „Wenn ich ein attraktives neues Job-Angebot habe“. Verständlich! Denn in diesem Falle erleben Sie eine positive, ziehende Motivation für einen Job-Wechsel. Jedoch gibt es auch eine negative, runterziehende Motivation, die eine berufliche Neuorientierung erfordern würde.

>> Demotivation und Frust – Quiet Quitting

Es fühlt sich an wie bei einem Erkältungs-Virus: Erst läuft nur die Nase, dann kommen Halsschmerzen dazu und irgendwann fiebert man. Letztlich findet man sich erschöpft und ohne Kraft im Bett wieder, mit dem einzigen Wunsch, diesen miserablen Zustand hinter sich zu lassen. Im Job ist diese Entwicklung spürbar, wenn die Arbeit immer schwerer von der Hand geht, neue Aufgaben eher als Last empfunden werden und die Wertschätzung der Chefin ausbleibt. Irgendwann wacht man morgens schon erschöpft auf, möchte am liebsten im Bett bleiben und einfach nur raus aus diesem miesen Zustand. In der Fachsprache reden wir dann von Quiet Quitting oder innerer Kündigung. Im Unterschied zum Erkältungs-Virus geht jedoch dieser Job-Zustand selten von allein weg.

>> Degradierung und mangelnde Wertschätzung – Quiet Firing

Was mir leider in letzter Zeit immer häufiger begegnet, ist das Quiet Firing: Eine stille Arbeitgeber-Kündigung. Sie zeigt sich in Verhaltensweisen des Arbeitgebers, bei der Mitarbeitende durch gezielte

Demotivation dazu gebracht werden sollen, ihr Arbeitsverhältnis von sich aus zu beenden. Oftmals konkretisiert sich dieses Verhalten in Degradierung auf niedrigere Funktionen und Levels, am liebsten noch mit Gehaltsverzicht. Um im Bild zu bleiben: Den Mitarbeitenden wird still und „heimlich“ ein „Virus“ verpasst. Manchmal sind davon sogar ganze Teams „infiziert“. Auch dieses „Virus“ führt dazu, dass es sich am Ende wie eine Erschöpfung anfühlt und man einfach nur fliehen möchte.

>> Dissonanz in der Führungsrolle - Quiet Self-deception

In Vorgesprächen zur Beratung erlebe ich es immer wieder: Die Job-Situation ist für die Bereichsleiterin oder den Projektmanager unerträglich geworden. Die Freude an der Arbeit ist verloren, die Wertschätzung durch den eigenen Vorgesetzen gleich Null und manchmal sind sogar schon körperliche Auswirkungen spürbar. Und dennoch halten sie an ihrer Aufgabe, genauer an ihrer Verantwortung fest: „Ich kann mein Team doch nicht allein lassen. Dann sind sie meinem Chef direkt ausgeliefert. Jetzt puffere ich das ab. Die brauchen mich!“. Obwohl ich diesen Managertypus schätze, der sich für seine Mitarbeitenden verantwortlich fühlt und diese schützen will. Mir geht es in diesen konkreten Fällen um Dissonanz, also Unstimmigkeit. Wenn Sie selbst demotiviert, frustriert und erschöpft sind, eigentlich nur noch aus Ihrer Rolle rauswollen, dann werden Sie auf Dauer kein guter „Beschützer“ und kein wirksamer „Puffer“ sein. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass Ihr Vorgesetzter oder Ihre Chefin an Ihnen vorbei direkt ins Team durchgreift. Auch wenn ich das Phänomen in der Literatur noch nicht gefunden habe, für mich ist dieses „Ich muss durchalten wegen meiner Mitarbeitenden“ eine Quiet Self-deception: ein stiller Selbstbetrug. Anstatt sich der Situation zu stellen, dass diese Funktion mit diesem Vorgesetzen und vielleicht sogar dieses Unternehmen für mich nicht der richtige Platz und nicht das richtige „Biotop“ sind, betrüge ich mich selbst. Ich halte an vermeintlicher Verantwortung fest, obwohl ich dort weder zufrieden sein noch gut für das Unternehmen performen kann. Dabei sind jeder Mitarbeitende und jede Chefin für ihre Zufriedenheit und ihr persönliches Wohlbefinden zunächst einmal selbst verantwortlich. Diese Menschen sind alle erwachsen und eigenverantwortlich. Bitte behandeln Sie Ihre Mitarbeitenden und sich selbst auch so! Seien Sie ehrlich zu sich selbst, wenn es Zeit für einen Job-Wechsel ist!

PS: Meine Klienten berichten mir oft, dass Ihre Mitarbeitenden volles Verständnis dafür hatten, dass es zum Job-Wechsel kam. Manche Mitarbeitenden hatten danach endlich den Mut oder die innere Freiheit, auch einen neuen Job zu suchen.
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