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Mythos „Am Markt verbrannt!“

von Nane Nebel

Mythos „Am Markt verbrannt!“

 

Einige Mythen rund um Bewerbungsprozesse halten sich hartnäckig. Auch weil sie mit Inbrunst weitererzählt werden – auch von einigen Karriereberatern, Personalleiterinnen oder Headhuntern. Ein solcher Mythos ist „Wenn Sie sehr viele Bewerbungen zeitgleich rausschicken, sind Sie am Markt verbrannt!“ Warum dieser Mythos ein Karrierekiller ist? 5 Gründe!

1. Grund: Karrierewege haben sich geändert.

Diese Warnung vor dem Verbrennen war einmal berechtigt, ist es aber schon lange nicht mehr! Im Laufe der Zeit ist die Warn-Berechtigung verloren gegangen, weil sich die Umstände geändert haben. Etwa bis in die 80er Jahre war es normal, dass Führungskräfte ein Berufsleben lang bei einem Unternehmen blieben und dort aufstiegen, womöglich bis zur höchsten Hierarchieebene. Mann und (eher selten) Frau blieben dem einen Arbeitgeber treu, weil es intern genug Entwicklungsmöglichkeiten gab. Das ist jedoch vorbei.

Spätestens etwa seit den 90ern änderten sich die Karrierewege. Immer öfter wurde es ganz normal, dass die oberen und obersten Hierarchieebenen in ihrem Berufsleben mehrfach das Unternehmen wechseln konnten, durften oder sogar mussten. Jährlich neue Statistiken über immer kürzere Verweildauern untermauern diese Entwicklung.

2. Grund: Der Markt sich geändert.

Zunehmende Unternehmenskonzentrationen, Fusionen sowie der fortwährende Kauf und Verkauf von Konzernunternehmen und -töchtern sind in unserer globalen Welt ganz normal. Und wirken sich mehr oder weniger massiv auf den Markt der Führungspositionen aus. Aber auch institutionelle Anleger, Private Equity-Gesellschaften, fehlende geeignete oder arbeitsbereite Nachfolger in Familienunternehmen und spezialisierte M&A-Beratungen tragen zu dieser Veränderungsdynamik bei.

Aber auch Renditevorgaben, Kostendruck und Krisenbewältigung sorgen für Reorganisationen, Restrukturierungen oder sogar Sanierungen, die oftmals mit Veränderungen der Führungsstrukturen einhergehen. Eine über Jahre oder sogar Jahrzehnte hinweg sichere Führungsposition gibt es nicht mehr. Also ist der Druck oder auch der Wille zu Veränderungen stärker geworden. Sich auf dem Bewerbungsmarkt umzuschauen, eine neue Herausforderung zu suchen, wird zur Normalität. Und damit stehen Sie auch im großen Wettbewerb um die im Vergleich geringere Anzahl an zu besetzenden Führungspositionen.

3. Grund: Entscheider reden nicht miteinander.

Schon lange wissen Entscheider im Unternehmen, Headhunter und andere HR-Verantwortliche, dass sich bewerbende Managerinnen und Führungskräfte ihren Job normalerweise nicht aufgrund mittelmäßiger oder gar schlechter Leistungen verloren haben. Was früher ein Stigma war, nämlich überhaupt auf der Suche zu sein, ist heute die Regel. Die allermeisten Bewerbenden um C-Level-Positionen sind bereits freigestellt, der Aufhebungsvertrag geschlossen oder die Kündigung ausgesprochen. Ein Warten auf den Anruf eines Headhunters ist heute naiv, wenn der neue Job jetzt gebraucht wird.

Wenn ich auf das Verbrennen am Markt angesprochen werde, antworte ich gerne mit einer Gegenfrage: „Was verstehen Sie unter „Verbrennen am Markt‘? Was passiert nach Ihrer Ansicht, wenn sich ein Manager aktiv auf den Markt begibt und gleichzeitig etliche Unternehmen anspricht?“. Die Antwort ist meist Schweigen. Einige antworten: „Naja, die tauschen sich doch aus!“

Aus meiner langjährigen Beratungserfahrung kann ich sagen: Kein Entscheider in den Unternehmen tauscht sich ausgerechnet mit seinem Wettbewerber darüber aus, wer sich gerade bei ihm initiativ beworben hat. Auch die Executive Search-Berater tauschen sich nicht mit konkurrierenden Headhuntern über einzelne Kandidaten im milliardenschweren Personalberatungsmarkt aus. Lieber behält man doch einen exzellenten Kandidaten „exklusiv“ für sich, um seinen Auftrag realisieren und damit die Provision kassieren zu können.

4. Grund: Unreflektierter Alarmismus ist fatal.

In dem Moment, wo Sie den Mythos „am Markt verbrannt zu sein“ als wahr und gegeben hinnehmen, haben Sie selbst dafür gesorgt, dass Ihr Aktivitätsradius massiv eingeschränkt wird.

Wenn Sie aufgrund einer überkommenen Marktsicht vermeiden, verdeckte Vakanzen aktiv herauszufinden und zu bearbeiten, sondern stattdessen darauf warten, dass Sie angesprochen werden oder Sie nur auf ausgeschriebene Stellen reagieren, beschneiden Sie sich extrem in Ihren Chancen und damit in Ihrem Erfolg. Wenn Sie sich an den „Sie verbrennen sich“-Ratschlag halten, zahlen Sie einen Preis und werden den nächsten Vertrag mit großer Wahrscheinlichkeit unter Ihrem wahren Wert abschließen. Von nicht eruierten und damit nicht genutzten Entwicklungsmöglichkeiten, größerer Freude im Beruf und Anerkennung gar nicht zu reden.

5. Grund: Breite Zielgruppenkurzbewerbungen funktionieren.

Der verdeckte Stellenmarkt macht bei Führungspositionen circa 80 Prozent aus. Das sind also Stellen, die Sie nicht ausgeschrieben finden. Die einzig systematische Methode, um diesen verdeckten Stellenmarkt zu bearbeiten, ist die Direktansprache der Entscheider in den Unternehmen. Denn nur die Unternehmensverantwortlichen in den konkreten Ressorts wissen genau, welche Führungspositionen aktuell oder in absehbarer Zeit zu besetzen sind. Daher gilt es, dass Sie diese Entscheider direkt und persönlich anschreiben. Dabei sollten Sie strukturiert vorgehen und Ihr Suchfeld nach Kriterien (v.a. Branche, Mobilität und Unternehmensgröße) abgrenzen: Mit diesen Kriterien können Sie passende Unternehmen und deren konkrete Entscheider recherchieren, bei Verbänden abfragen oder bei Adressdienstleistern kaufen. Schreiben Sie bitte nicht nur 20, 30 oder 40 Firmen an, sondern 200, 300, 400 oder mehr. Je mehr Firmen Sie anschreiben, desto mehr Gesprächsangebote erhalten Sie. Auch Headhunter sprechen Sie besser direkt in größerer Stückzahl an.

Sie werden positiv überrascht sein, wie viele Gespräche Sie führen und wie viele Optionen Sie erhalten werden. Ganz ohne Verbrennungen, aber mit Feuereifer für eine neue Herausforderung!

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