Meine Klienten sagen: „Bei meinem nächsten Job ist mir vor allem wichtig, dass ich etwas gestalten, bewegen und verändern kann.“ Mein Rat lautet dann bei der Auswahl und Entscheidung: Nehmen Sie das Jobangebot, bei dem die Unternehmenskultur genau das ermöglicht!“ Dieses Kriterium ist aus meiner Sicht weit wichtiger als Gehalt, Titel und sonstige Hard Facts.

>> Sie sollten menschlich zum Unternehmen passen

Damit Sie etwas bewegen, verändern und den Erfolg des Unternehmens mitgestalten können, müssen Sie auch menschlich zur Organisation passen. Cultural Fit – also die kulturelle Übereinstimmung ‒ beschreibt allgemein die Übereinstimmung zwischen Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden hinsichtlich Handlungsweisen und Wertevorstellungen.

Lange wurde der Cultural Fit als eher nice-to-have betrachtet. Hauptsache, die neue Managerin bringt ausreichend Qualifikation, gemessen in Know-how, Kompetenzen und fachlichen Erfahrungen mit. Denn es geht dem Unternehmen bei der Neubesetzung um die Erreichung besserer Ergebnisse in Euro.

Doch der Trend geht mittlerweile in eine andere Richtung: Immer mehr Unternehmen achten darauf, dass der Manager auch menschlich zum Unternehmen und dem zu führenden Team passt. Denn letztendlich prägen genau diese Führungskräfte die Kultur, mit der geführt und weiterentwickelt wird.

>> Das Unternehmen sollte kulturell zu Ihnen passen

Wenn also Unternehmen Führungskräfte „alter Schule“ haben wollen, dann sollten auch nur solche Führungskräfte eingestellt werden. Und Sie auch nur den Vertrag unterscheiben, wenn Sie dieses Klima wollen und selbst können? „Alte Schule“? Reden wir nicht hier nicht über moderne Führung und moderne Unternehmenskultur? Wenn es nach mir ginge, dann gäbe es die Führung nach „alter Schule“ nicht mehr, da ich sie für eine große Gefährdung der Unternehmensexistenz halte. Doch in der Realität lassen sich viele Typen von Führung und Kultur in Unternehmen finden – auch der „alten, konservativen Schule“ im Sinne von „hier hat nur einer das Sagen“.

Genau deshalb ist der Blick auf die Kultur für Sie so wichtig! Und da geht es nicht um Benefits wie Obstkorb, Firmenfahrrad, Fitnessclub-Vergünstigung oder Ähnliches. Es geht um das Wesentliche: Wie werden Entscheidungen getroffen? Wie werden diese beibehalten und tatsächlich umgesetzt? Wie wird mit Fehlern umgegangen? Wie werden wichtige Stakeholder einbezogen? Wie wird mit Kritik umgegangen? Was wird von den Führungskräften vorgelebt? Und viele andere Fragen, deren Antworten über die Möglichkeit entscheiden, ob Sie gestalten und verändern können.

>> So finden Sie das kulturell passende Unternehmen

Unternehmen sind fast so unterschiedlich wie Menschen. So wenig, wie Sie die meisten Menschen heiraten oder mit ihnen zusammenleben würden, so wenig sinnvoll ist es, für die meisten Unternehmen arbeiten zu wollen. Es führt also kein Weg daran vorbei, herauszufinden, ob Sie zu einem Unternehmen passen oder nicht.

Stellen Sie also viele Fragen in den Gesprächen mit einem Unternehmen. Seien Sie mutig, solche Themen anzusprechen. Wenn diese Art von Fragen beim Gegenüber zu Irritationen oder sogar Abwehr führt, ist das auch eine Antwort. Und zwar eine sehr eindeutige.

Wichtig ist auch, mit einer größeren Anzahl von Unternehmen Gespräche zu führen, um herauszubekommen, welcher Unternehmenstypus und welche konkrete Firma zu Ihnen passt. Vergleichen zu können ist sehr hilfreich in der kulturellen Bewertung.

>> Ehrlichkeit und Authentizität hilft

Meine Klienten fragen mich manchmal: „Bringe ich mich nicht um allzu viele Chancen, wenn ich grundehrlich bin? Sind Übertreibungen, fahrlässige Unwahrheiten oder gar vorsätzliche Lügen nicht typisch für Bewerbungsverfahren?“ Meine Antwort lautet immer: „Leider ja, aber lassen Sie es sein! Wenn Sie wirklich vorher herausfinden wollen, ob das Unternehmen zu Ihnen passt, sollten Sie gut überlegen, ob Sie der verbreiteten Bewerberempfehlung „Verkaufen Sie sich gut!“ wirklich folgen wollen.

Denn streng genommen müssten Sie dann diese Fassade und dieses Schauspiel über lange Zeit aufrechterhalten, um den vorgegaukelten Cultural Fit zu bestätigen. Bei wahren Aussagen dagegen besteht eine viel größere Transparenz und damit auch viel größere Erfolgschance, eine richtige, eben eine passende Entscheidung zu treffen.

Nun halten einige meiner Klienten dagegen: „Die Firmen täuschen, übertreiben und verheimlichen doch auch!“ Ja, leider! Denn auch die Firma muss dann mit den Konsequenzen ihrer Täuschung leben: im schlimmsten Fall mit einer Fehlbesetzung oder hoher Fluktuation. Aber wenn Sie selbst Ehrlichkeit und Authentizität praktizieren und höflich einfordern, werden die Entscheidungsbasis und damit der Cultural Fit deutlich erhöht.

Und dann gibt es noch ein paar kluge Fragen für den Abschluss eines Gespräches, bevor es zu Ihrer Zusage und zur Vertragsverhandlung kommt: „Was sollte ich für meine Entscheidung noch wissen? Worüber haben wir noch nicht gesprochen, was aber möglicherweise wichtig für mich ist?“ Das bezieht sich nicht nur auf die Position, sondern auch auf das Unternehmen. Sie haben es also durchaus mit in der Hand, den Cultural Fit zu ermitteln und zu bewerten.